Sprakforsvaret
   

Vortrag bei Arbeitstreffen VDS Bundesdelegiertenversammlung 140613

Einleitend möchte ich als Vertreter für Språkförsvaret („Sprachwehr“/„Die Verteidigung der Sprache“) für die Einladung zur Teilnahme an diesem Arbeitstreffen herzlich danken. Als sprachpolitische Plattform verfolgen wir drei Ziele. 1) Wir verteidigen die schwedische Sprache, besonders gegen die Expansion des Englischen; 2) Wir befürworten Vielsprachigkeit und 3) internordisches Sprachverständnis. Weil ich Morgen das erste Ziel behandeln werde, werde ich mich hier auf das zweite Ziel konzentrieren.


Alle Sprachen haben ein angeborenes Wert, auch wenn gewisse Sprachen, praktisch gesehen, mehr brauchbar als andere sind. Dies bedeutet, dass Språkförsvaret meint dass man so viele Sprachen wie möglich lernen soll. Goethe hatte ganz recht, als er sagte: "Wer fremde Sprachen nicht kennt, weiß nichts von seiner eigenen." Språkförsvaret stützt die Zielsetzung der Europeischen Union, dass die EU-Bürger zwei Fremdsprachen ausser der Muttersprache lernen sollen. Dies bedeutet auch, dass wir die Minderheits- und Einwanderersprachen in Schweden respektieren.


Das Schwedisch schaltete das Latein als erste Unterrichtsprache an den Universitäten in der Mitte des neunzehnten Jahrhundert aus. Bis zu dem zweiten Weltkrieg wurden mehrere Unterrichtsprachen an den Universitäten benutzt, ausser Schwedisch auch Deutsch, Englisch und Franzözisch. Deutsch war die erste Fremdsprache im Schulsystem, aber Englisch ûbernahm den ersten Platz nach dem zweiten Weltkrieg. In dem alten Schulsystem, das aus drei Stufen bestand, das heisst Volkschule, Realschule und Gymnasium, waren drei Sprachen obligatorisch, nämlich Englisch, Deutsch und Französisch. Es war auch möglich Latein und Griechisch zu studieren. Gleichzeitig gingen höchst 25 Prozent von der Schülern weiter zu der Realschule und dem Gymnasium.


Wenn die neunjährige Grundschule während 1962 – 1972 eingeführt wurde, wurde diese Sprachordnung allmählich abgeschafft. Nur zwei Sprachen blieben obligatorisch – Schwedisch und Englisch. Die übrigen Sprachen waren wahlbar. In den Grundschulen konnten sogar die Schüler alle Sprachen ausser Schwedisch und Englisch fallen lassen. Natürlich haben die Schüler die Möglichkeit eine zweite und dritte Fremdsprache, Deutsch, Französisch, Russisch, Italienisch und Chinesisch und so weiter zu studieren, aber die Reihenfolge ist nicht bestimmt. Diese Sprachordnung öffnet die Tür für taktische Wahlen nach dem „Gesetz des geringsten Widerstands“. Es ist kein Zufall, dass Spanisch die zweitgrösste Sprache nach Englisch ist. 2010 studierten 39 Prozent von den Schülern in der Grundschule Spanisch, 21 Prozent Deutsch och 15 Prozent Französisch. Der Anteil Schüler, die mindestens zwei Sprachen studierten, war 74 Prozent verglichen mit 98 Prozent in Finnland. Im Gymnasium studierten 43 Prozent von den Schülern auf den theoretischen Zweigen Spanisch, je 21 Prozent studierten Deutsch und Französisch.


In den letzten Jahren ist die Lage für die übrigen Fremdsprachen kritisiert worden, unter anderem von Språkförsvaret. Deshalb sind gewisse Reformen eingeführt worden. Die Studien in Fremdsprachen geben im Zusammenhang mit dem Antragsverfahren zu Gymnasium und Hochshule extra Meritpunkte. Die jüngsten Schüler sollen Sprache im Frühling der Lehrjahr fünf oder sechs wählen. Studien in obligatorischem Englisch beginnen normalerweise im Lehrjahr drei. In einem besprochenen Artikel in Svenska Dagbladet 2009 widersetzten sich Repräsentanten für die Schwedische Akademie, das Sprachrat und Språkförsvaret dem Vorschlag, Englisch als obligatorische Sprache schon im Lehrjahr ein einzuführen.


Welche Konsequensen haben die immer stärkere Stellung des Englischen auf Kosten des Schwedischen und anderen Sprache gehabt?


* Innerhalb der Hochschule kann nur Studienliteratur auf Schwedisch und Englisch benutzt werden – ausser in den Sprachfächern, selbstverständlich. Das Englisch hat in den letzten zwanzig Jahren sehr stark zugenommen. Beinahe alle naturwissenschaftliche Abhandlungen sind auf Englisch verfasst, und der Anteil Studienliteratur und Studienabschnitte auf Englisch ist markant gestiegen.
* Die Stellung des Deutschen und des Französischen ist also im Schulwesen abgeschwächt. Das Deutsch hat während des letzten 15 Jahren einen Rückgang von 50 Prozent getan. Gemäss dem Eurobarometer in 2006 war Schweden das einzigste Land in Europa, wo die Mehrheit meinte, dass es genug mit nur einer Fremdsprache war.
* Im Lehrjahr 2011 bis 2012 gab es an der schwedischen Universitäten 3 049 Studenten, die verschiedene Kurse in Deutsch nahmen; davon studierten 105 Studenten auf die höchstmögliche Universitätsstufe der Grundausbildung (mindestens vier Semester Vollzeitstudien). Für Französich gab es 102, in Spanisch 113 und - 1030 Englisch. Nach einem neuen Bericht von dem schwedischen Fernsehen haben für das Herbstsemester dieses Jahr nur zwei Studenten die Lehrerausbildung in Französisch für Lehrjahr 6 bis 9 beantragt. Vier Studenten haben Deutsch als erste Wahl, fünf haben Spanisch. Das früher genannte Meritpunktsystem prämiiert nicht anhaltende Studien.
* 1992 veranlasste die damalige Regierung eine sogenannte Freischulereform, die private Schulen, steuerfinanziert mit Schulgeld, das dem Schüler folgte, ermöglichte. Dies hatte zur Folge, dass viele englischsprachige Schulen sich etablierten. In der Grundschule kann dies bedeuten, dass die Unterrichtssprache bis 50 Prozent auf Englisch ist, während die Unterrichtssprache bis 90 Prozent auf Englisch in diesen Gymnasien sein kann/darf.
* Deutschland ist die grösste Ökonomie Europas und Schwedens wichtigster Handelspartner. Die Deutschen sind die zweitgrösste Touristengruppe in Schweden, nach den Norwegern. Die schwedische Wirtschaft ruft nach Arbeitskräften mit Deutschkenntnissen. Die schwedischen Unternehmen sind der Meinung, dass Deutsch die zweitwichtigste Fremdsprache nach Englisch ist. Es gibt auch einen EU-Bericht, der sagt, dass kleine und mittelgrosse Unternehmen in Europa, die laut der Vorstellung dass Englisch genug ist, arbeiten, grosse Summen wegen unterlassenen Geschäftsverträge verlieren.

Språkförsvaret ist die Ansicht, dass die Vielsprachigkeit einen entscheidenden Vorteil gibt, vor Kentnisse in nur einer Sprache; sowohl auf nationalem Niveau, als auch auf Unternehmensniveau und Individniveau.


Per-Åke Lindblom
14/6 2013